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Hundefachmagazine – wie seichtes TV-Zapping

Wir fühlen uns genötigt, bei Hundethemen immer „up to date“ zu sein und möglichst jedes aktuelle Thema mitzubekommen, denn eventuell ist es wichtig und man sollte allein von Berufs wegen auf dem laufenden sein. Auch für Gesetzesänderungen oder neue Regelungen ist es unvermeidlich, mindestens eine Hundezeitschrift zu abonnieren oder regelmäßig zu kaufen.

Wir haben derer drei und glücklich sind wir mit keiner. Zuerst fiel uns, schwer zu übersehen, die Werbung auf. Auf gefühlt jeder dritten Seite wird einem eine „Back-to-the rough-nature-barfen-sie-ihren-Hund-mit-am-besten-noch-zappelnden-Gliedmaßen“– Werbung vor die Netzhaut gesetzt. Über den gesundheitlichen Unsinn dieser Produkte gehen wir noch einmal gesondert ein, denn da wird den Leuten ein inhaltsloser Werbeclou als Ernährungsstandard ins Hirn getrichtert. 

Nein, es geht uns hier vor allem über die Werbung an sich. Ist es wirklich so, dass sich ein Magazin nicht durch seine reinen Verkäufe selbst tragen kann? – kann es wirklich nicht ohne Werbung überleben? – Warum bekommt man nicht die Option, zwei Euro mehr zu bezahlen, dafür aber ein werbefreies Magazin zu bekommen?

Wir riefen vor einiger Zeit bei dem „Dogs Magazin“ an, weil uns mehreres störte. Der Auslöser war, dass zum wiederholten Male zu Werbezwecken eine Hundefuttersorte mit dem Magazin einfoliert wurde. Im Laden würden wir so etwas natürlich nicht kaufen – bei einem Abo wird man nicht gefragt. Als sei nicht ausreichend Werbung im Magazin, man muss nun auch noch klein geschnittene Tierkadaver mit dazu packen – Das ist zudem auch ein irrsinniger Material- und Kostenaufwand, wenn man sich die Auflagenstärke vor Augen führt.

 

Also riefen wir in der Redaktion an, um uns zu beschweren und darauf hinzuweisen. Darüber hinaus hatten wir noch weitere Fragen: Kann man nicht einfach freiwillig Summe X als Mehrpreis zahlen, um ein werbefreies Magazin zu erhalten? … Natürlich nicht, die Antwort war zu erwarten.  

 

Wir fragten auch, warum gerade ein so um Ästhetik bemühtes Magazin wie das „Dogs“ seinen eigenen visuellen Anspruch durch Werbung zunichte macht; und zudem sind die meisten Werbeaussagen und Botschaften fachlicher Unsinn – wie kann eine Redaktion das mit sich vereinbaren?

 

Daraufhin kamen natürlich keine konkreten Aussagen: „man verstünde unser Anliegen“ – wobei man prompt merkte, dass dem nicht so ist: gar nichts wurde verstanden. 

 

In einem durchschnittlichen Hundemagazin, wie zum Beispiel, ganz willkürlich aus dem Stapel gezogen: „Partner Hund“ vom November 2017, befinden sich auf 98 Seiten, 29 mal Werbung. Davon 9 mal für Tierqualprodukte, 4 mal für synthetische zumindest bedenkliche Produkte und 3 Seiten Kleinanzeigen. 

 

Das Magazin kostet 3,30 Euro und hätte wunderbar auf 50 Seiten gestaucht werden können, das dann aber ohne Werbung.

 

Wesentlich besser macht es da das erwähnte Dogs-Magazin. Da kommen auf 130 Seiten nur 9 Werbeanzeigen. Davon 4 offenkundig mit hundeschädlichen Produkten (Nervengifte/Spot ons, Rohfleisch, nicht-bio Fleisch) und 2 mit bedenklichen. Eine Seite sind Kleinanzeigen. Das Magazin ist schicker, niveauvoller, kostet aber auch nur 5,90 Euro. Und da soll mit einem Euro, oder entsprechender Summe, die Werbung nicht ganz vermeidbar sein? – Muss man dann, wenn man auf einem, im Vergleich, so guten Weg ist, den Abonnenten noch eine echte Futterprobe (tierquälerische Tierhaltung, Pestizide, Hormone etc.) ungefragt nachhause senden?

 

Denken die Publizisten nicht daran, dass es auch ein guter Werbespruch sein kann, wenn man „ein garantiert Werbefreies Magazin“ ist? – Oder man schaltet nur Werbung für nicht schädliche Produkte, und widerspricht nicht seinem selbst gewolltem Anspruch. 

 

Es stellt sich nämlich die Frage, wie objektiv die Magazine sind, wenn fast 50% ihrer Anzeigen für Hunde-schädliche Produkte wirbt . So verfasste das Dogs-Magazin am 10.10.2017 einen Artikel mit Namen „Karotten statt Knochen“, wo eine vegane Hundeernährung besprochen wurde.  Anstatt nun objektiv und fair mit dem Thema umzugehen, wurde eine sehr spärliche Studie von 1999 angeführt:

„Aufschlussreich ist die Arbeit der Münchner Tierärztin Radka Engelhard.­ In ihrer Dissertation von 1999 untersuchte sie Fütterungstechnik und Rationsverhalten von 78 Hunden und 8 Welpen. Alle Welpen sowie 20 der adulten Hunde wurden vegan ernährt. Laut ihrer Studie war mehr als die Hälfte der Tiere nicht ausreichend mit Proteinen versorgt, bei vielen gab es eine deutliche Unterversorgung von Kalzium, Phosphor und Natrium.“

 

Dazu kommentierten wir online:

„Zuerst einmal ist eine Arbeit von 1999 schon viele Jahre nicht mehr zeitgemäß. Vor fast zwei Jahrzehnten war die Ernährung in der Gesellschaft ein gänzlich anderes Thema und die Verbraucher noch lange nicht so aufgeklärt wie heutzutage. Dies als Beispiel zu nehmen ist komplett verfehlt. Dann lieber darauf verweisen, dass es keine aktuelle Ausarbeitung gibt.“

 

Weiterhin bediente eine Tierärztin im Artikel das Wort „artgerecht“, das nicht mit vegan zusammenpasse. Dazu unser Kommentar:

„Artgerecht ist, wenn ein Lebewesen alle Nährstoffe bekommt. Die Trägermasse ist, analytisch betrachtet, absolut irrelevant. Es stimmt auch nicht, dass ein Hund Fleisch vorzieht. Er zieht Geschmack vor. Und Geschmack ist erlernbar und geprägt. Wir kennen genug Hunde, die eben nicht ans Barfen gewöhnt sind, die Fleisch nicht mal ansehen und liebend gern die daneben liegende Gurke oder Karotte knabbern. Das Barfen an sich ist aus einer Vielzahl von Gründen zu kritisieren. Sie hätten darauf hinweisen sollen, fairerweise, dass eine Vielzahl von Haltern sich nicht genügend um die Ernährung ihrer Hunde kümmert und bei Mischkosthunden sehr oft Mangelerscheinungen vorkommen. Man muss dann eben auch darauf hinweisen, dass sämtliches Fleisch, das keine demeter- oder wenigstens Bio-Qualität aufweist, durch eine Vielzahl an Belastungen (Glyphosat u.a. Pflanzenschutzmittel, Antibiotika etc.) verseucht ist und dass ein wirklicher Tierfreund nicht nur ein Haustierfreund ist. Ein gesunder, artgerecht lebender Hund bekommt die Möglichkeit draußen rumzuschnüffeln und sich so auch sein B12 zu besorgen. Es ist zudem sehr wichtig, ausgewogen zu kochen.“

 

Vielleicht war der Artikel einfach nur schlecht recherchiert und geschrieben, vielleicht plagen die Redakteure noch alte Denkmuster. Vielleicht aber muss man auch einfach sehr aufpassen, was man schreibt, wenn 50% der Werbekunden ihr gesundheitsbedenkliches „Tierqualfleisch“ bewerben wollen. 

 

 

Wer weiß das schon… es ist zumindest ein insgesamt recht negatives Bild, das wir von allen uns bekannten Hundemagazinen haben und können bisher leider keines wirklich empfehlen. 

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